Beim Korrigieren achte ich natürlich auf Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung. Ein Punkt wird dabei gerne übersehen oder vernachlässigt, ist aber für eine gute Arbeit unerlässlich: die Typografie. Vielen sind die verbindlichen Regeln nicht bekannt, daher hier einmal eine Zusammenstellung der Typografie-Fehler, die mir am häufigsten unterkommen.

1. Doppelte Leerzeichen

Man kann sie schnell übersehen und manche alte und klemmende Tastaturen provozieren sie geradezu: die doppelten (oder mehrfachen) Leerzeichen. Und die sehen im Text doch wirklich doof aus! Vermeiden kann man sie übrigens ganz einfach, in dem man im Textverarbeitungsprogramm die Formatierungszeichen einblendet. Oder diese Fehler gezielt im Dokument suchen lässt: einfach zwei Leerzeichen im Suchfeld eingeben!

2. Fehlende Leerzeichen bei Abkürzungen

Eigentlich ist es ganz einfach: Abkürzungen von zwei oder mehreren Wörtern werden Wort für Wort abgekürzt, also mit Leerzeichen dazwischen: zum Beispiel – z. B.; das heißt – d. h.; und vieles mehr – u. v. m. Ich empfehle dabei, mit geschützten Leerzeichen zu arbeiten (Formatierungszeichen ist ein kleiner Kreis °), um ungewollte, zu große Abstände oder Trennungen, die in die nächste Zeile rutschen, zu vermeiden. Dazu verwendet man die Tastenkombination: [Strg] + [Shift] + [Leertaste].

3. Fehlende Leerzeichen bei Maßeinheiten und Prozentzeichen

Auch dieser Fehler findet sich häufig, sehr häufig gerade in wissenschaftlichen Arbeiten, deren Autoren wissen sollten, dass zwischen Zahlen und Prozentzeichen ein Abstand gehört: 100 % und nicht 100%. Aber Achtung: Diese Regel entfällt bei Zusammensetzungen wie 5%-Hürde. Auch andere Einheiten werden mit dem Leerzeichen geschrieben: € 12, 212 cm, 75 kg (und nicht Kg, KG oder kG!) Das geschützte Leerzeichen empfiehlt sich auch hier für alle Beispiele.

4. Schrägstriche

Schrägstriche werden verwendet bei Aufzählungen, stehen zwischen Alternativen, gliedern Aktenzeichen oder vertreten den Bruchstrich. In der Regel stehen vor und nach dem Schrägstrich keine Leerzeichen: und/oder, 30 km/h, 10/20 Volt. Auch beim Gendern wird der Schrägstrich gerne genutzt: Lehrer/-innen (auf die grammatikalische Richtigkeit bitte achten: „Den Lehrer/-innen wünschen wir alles Gute!“ geht nicht, da es natürlich grammatikalisch falsch wäre, „Den Lehrer wünschen wir alles Gute“ zu schreiben). Leerzeichen werden aber dann vor und nach dem Schrägstrich gesetzt, wenn die einzelnen Glieder, die durch den Schrägstrich verbunden werden, ihrerseits Zwischenräume besitzen:

100 Euro / 3 Tage, H. Mayer / K. Schneller

5. Falsche Anführungszeichen

Es gibt im Deutschen zwei „korrekte“ Arten von Anführungszeichen, nämlich die „Gänsefüßchen“ und die vor allem in Büchern zu findenden französischen »Chevrons«. “Falsche” Anführungszeichen werden häufig durch falsche Tastaturbelegungen hervorgerufen, manche behelfen sich mit zwei Kommas ,, oder Aktenzeichen oder Zollzeichen – das geht alles gar nicht! Auch schlimm ist es, wenn unten das korrekte „Gänsefüßchen„, oben aber ein typographisch abweichendes anderes Zeichen gesetzt wird.

6. Bindestrich und Gedankenstrich

Strich ist nicht gleich Strich! Der kurze Bindestrich („Viertelgeviertstrich“) wird für die Silbentrennung, als Auslassungszeichen („vor- und rückwärts“) und als Bindestrich verwendet („Hans-Mayer-Stadion“). Dass auf den Bindestrich mehr und mehr fälschlicherweise aus Marketinggründen verzichtet wird und Otto Normalverbraucher daher zusammengehörende Wörter auch auseinander schreibt („Fahr Treppe“, „Sport Studio“), darauf bin ich schon einmal eingegangen. Dann gibt es aber noch den längeren Gedankenstrich („Halbgeviertstrich“), der einen Einschub im Satz markiert:

„Ich muss das Buch – besser heute als morgen – endlich fertig lektorieren.“

Natürlich muss der Satz nicht zwingend weitergeführt werden, sondern kann auch nach dem einen Gedankenstrich enden:

„Ich muss das Buch endlich fertig lektorieren – besser heute als morgen.“

Weitere Verwendungen des Halbgeviertstrichs sind hier zu finden:

  • bei Hausnummern, Jahreszahlen oder Uhrzeiten, also dort, wo der Strich das Wort „bis“ ersetzt: Geöffnet von 9–17 Uhr, Bielefelder Straße 12–120, 1973–2073. Wichtig: Hier werden keine Leerzeichen eingefügt!
  • bei Angaben von Strecken: Berlin–Hamburg (auch hier keine Leerzeichen!)
  • und als „Gegenstrich“ bei Sportberichten: Bayern – Hertha (hier kommen Leerzeichen hin!)

7. Apostroph

Der Apostroph wird in verschiedenen Situationen verwendet, z. B. bei Auslassungen („Ich krieg’ ’ne Macke“) oder bei der Genitiv-Bildung von Substantiven, die auf s, ß, z oder x enden: Scholz’ Bewerbung. Nicht gesetzt werden darf es übrigens zur Abtrennung des Genitiv-s („Mandy’s Frisiersalon“). Typografisch korrekt ist nur „die kleine 9“: ’. Alles andere wie Akzentzeichen ´ oder einfaches Anführungszeichen ‘ ist falsch!

8. Trennungen

Unschöne Trennungen sollten auch vermieden werden. Dies gilt vor allem bei zusammengehörenden Angaben wie Seitenzahlen oder Prozentangaben: S. 50 sollte nicht getrennt werden; das erreicht man, wie oben beschrieben, durch ein geschütztes Leerzeichen. Das gleiche gilt bspw. bei 50 % oder Fr. Schneider. Unschön ist es auch, wenn Trennstriche an Stellen eingefügt werden, die den Lesefluss hemmen. Zusammengesetzte Wörter sollten an der Stelle getrennt werden, an der sie zusammengesetzt wurden, also: Autobahn-auffahrt oder Bundes-polizei. Bei einer Trennung wie Autobahnauf-fahrt oder Bundespo-lizei kommt der Lesefluss ins Stocken. Das gilt erst recht bei Wörtern, die eh schon Bindestriche besitzen: Die Werner-Seelenbinder-Halle trennt man am besten an einem der vorhandenen Striche; Werner-Seelenbin-der-Halle kann und sollte vermieden werden.

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